VITAS, der Verein interkulturelle Tätigkeit Au SG, verfolgt den Zweck, interkulturelle Tätigkeiten zu fördern und zu unterstützen. Ein wichtiges Instrument für die Integrationsförderung ist der interkulturelle Garten. Für sein Engagement wurde der ortsansässige Verein dieses Jahr an der kantonalen Verleihung des Prix benevol in der Kategorie Innovation ausgezeichnet.
Rund hundert Gäste und Freiwillige nahmen am Freitag, 13. Mai 2022 an der kantonalen Verleihung des Prix benevol teil und fünf Siegerorganisationen erhielten für ihr grosses freiwilliges Engagement ein Dankeschön. Ganz vorne mit dabei war auch VITAS, der Verein interkulturelle Tätigkeit Au SG. Er hat die achtköpfige Jury bekannter St. Galler Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur in der Kategorie Innovation überzeugt. Insgesamt bewarben sich 137 Organisationen und Vereine um den Prix benevol, 27 davon kamen in die kantonale Ausscheidung.
Lern- und Begegnungsort
Der Verein VITAS ist ein gemeinnütziger Verein, der politisch und konfessionell unabhängig ist. Bekannt wurde er in der Gemeinde Au durch seinen interkulturellen Garten an der Zollstrasse 20a in Au, wo er von Migrantinnen und Migranten verschiedener Herkunft, Ethnie und Religion zusammen mit Einheimischen bepflanzt und gepflegt wird. Seit Juni 2018 werden im Garten verschiedene Gemüsesorten angebaut. Jeden Frühling werden die Gartenbeete unter den Interessenten verteilt, welche sich dann während dem Jahr selbständig um die Pflege der Pflanzen kümmern. So wird der Garten zum Lern- und Begegnungsort. Zudem treffen sich jeden Donnerstag ab 17.00 Uhr Menschen, die Deutsch als Muttersprache haben mit Personen, die ihre sprachlichen Fähigkeiten üben und verbessern möchten. Im folgenden Interview gibt Paul Ackermann Einblicke in den Vereinsalltag.
Wie ist der Verein VITAS entstanden?
Paul Ackermann: «Vitas ist von Kursleitern der Quartierschule (LiLa) initiiert worden. Für die Flüchtlinge war die Frage: ‹Was und wie wenden wir das Gelernte an?› Aus dem strukturierten Alltag eine Begegnungsmöglichkeit zu bieten, das führte im Jahr 2018 zur Idee des Quartiergartens.»
Was ist die Motivation sich gerade im Bereich Integration zu engagieren?
Paul Ackermann: «Es kommen Menschen zu uns, die kaum mehr in ihre Heimat zurückkehren. Diese Menschen zu unterstützen, in der Integration, in unsere Gepflogenheiten, ist das Beste, was wir machen können.»
Sie helfen den Menschen, die aus einem anderen Land in die Schweiz kommen. Was geben Ihnen diese Menschen zurück? Was lernen Sie von ihnen?
Paul Ackermann: «Es ist schön zu sehen wie viele Immigrantinnen und Immigranten sich in unserer Sprache und auch in der Gesellschaft bemühen. Die verschiedenen Kulturen können wir erleben, ohne das Klima zu belasten. Es ist zu bewundern, was diese Menschen leisten, sei es sprachlich, die Schriftzeichen zu lernen, die so unterschiedlich gegenüber ihren sind. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Kindererziehung, Gesundheitsvorsorge usw. Wir lernen, dass Zeit oder Abmachungen dehnbare Begriffe sind und dass diese Erkenntnis uns auch entlasten kann bei unseren Vorstellungen.»
Wie kann man sich einen Nachmittag im interkulturellen Garten vorstellen?
Paul Ackermann: «Die Gärtnerinnen und Gärtner bearbeiten ihr Beet und wir unterstützen sie dabei. Sie lernen, dass es zum Bewässern keine Gräben braucht wie in ihrer Heimat und wir keine Schneckenkörner einsetzen. Warum das so ist, wird ihnen erklärt.»
Bei so vielen Begegnungen gibt es sicher auch die eine oder andere lustige Anekdote. Können Sie uns eine davon erzählen?
Paul Ackermann: «Was uns auch vor Augen geführt wurde, war, wie wir am Anfang gut meinend dachten, Kohlräbli sei doch etwas einfaches zum Ausprobieren. Niemand kannte dieses Gemüse. Wir kochten und assen miteinander, sie fanden es gut – aber niemand gebrauchte es später. So sahen wir ein, dass Tomaten und Chili besseren Anklang finden.»
Nun wurden sie bei der kantonalen Verleihung des Prix benevol ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Paul Ackermann: «Der Prix benevol ist eine Anerkennung für die geleistete Arbeit und ermuntert uns, weiter zu machen. Allerdings gibt es viele weitere aktive Gruppen, die ebenfalls einen Preis verdient hätten.»